Geschichte

Historie der Alleenpflanzung

Alleen gibt es nicht erst seit Hunderten sondern eher seit Tausenden von Jahren. Schon im alten Ägypten wurden Baumreihen in Gärten angelegt. Sie sollten den Garten teilen und ersehnten Schatten spenden. Eine schöne Zeichnung aus der Grabkapelle des Nebamun, 1400–1350 v. Chr., zeigt den idealen Garten eingefasst von Dattelpalmen, Feigen- (Sykomore o. Maulbeer-Feige), Oliven- und Granatapfelbäumen.


Bäume in der Grabkammer des Nebamunn

Der ideale Garten, Grabkapelle des Nebamun, 1400–1350 v. Chr.
Quelle: Wikipedia

 

Die Prachtstraßen im alten Ägypten wurden wohl nicht nur von Hunterten von Sphinxstatuen sondern auch von schönen großen Dattelpalmen flankiert. Diese Garten- und Straßenkunst wurde von den Römer übernommen. Schöne Wege führten zu den großen Gütern und wahrscheinlich geriet dieser Brauch nie ganz in Vergessenheit.

Im Barock erreichte die Gartengestaltung mit Baumreihen einen beeindruckenden Höhepunkt. Lange Baumreihen umschließen seitdem große Parks, markieren und beschatten Wege durch den Garten, führen aus ihm heraus oder hinein - je nach Standpunkt des Betrachters. Ein großartiges Beispiel ist der Plan des Gartens von Papst Sisto V von 1691. Es lohnt sich einen Abstecher in das digitale Kartenarchiv des Bard Graduate Center zu machen und die Zeichnung ganz genau zu betrachten. Es lässt sich jeder Baum erkennen.


Plan des Gartens von Papst Sisto, 1691

Plan des Gartens und der Weinberge von Papst Sisto V, 1691
Quelle: Bard Graduate Center

 

Lange Zeit blieben Alleen noch auf Gärten und Parks der Herrschenden beschränkt. Im 19. Jahrhundert aber traten die Baumpflanzungen mehr und mehr an die Wege und verbanden auch Städte und Dörfer miteinander. Ästhetik, Nutzung der Bäume als Nahrungslieferant aber auch die Verkehrssicherheit spielten dabei eine Rolle. Alleen markierten den Weg, die Wurzeln befestigten Böschungen und das Blätterdach sorgte für eine angenehme Reise. So wurden die Alleen zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen von Regionen. Napoleon und Preußens König Friedrich Wilhelm IV waren bald berühmt für ihre Alleenpflanzungen. 1806 schrieb Friderich, König von Württemberg, vor, dass alle Chausseen mit Bäumen einzufassen seien. Dies sollte vordringlich mit Obstgehölzen geschehen und nur wenn sie aus klimatischen Gründen nicht wachsen konnten, sollten „unfruchtbare“ Waldbäume verwendet werden. Er schrieb auch den Abstand der Pflanzen zueinander und zum Straßenrand vor. Es wurden Baumschulen eingerichtet, die spezielle Bäume für Alleepflanzungen heranzogen. Gärtner und Baumwärter wurden angestellt. Sie pflegten die Alleen und schützten sie vor Baumfrevel. Menschen, die sich des Baumfrevels schuldig gemacht hatten, d.h. die Äste entfernt, Bäume beschädigt oder Obst gestohlen hatten, wurden hart bestraft. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine eigene Fachliteratur, die sich mit dem Straßenobstbau beschäftigt, z.B. „Der Obstbau an Staats- und Gemeindestraßen für Straßenbeamte, Ortsvorsteher und Straßenbaumwärter“ von 1881 aus dem Eugen Ulmer Verlag.
Diese Tradition hat sich lange gehalten. Sogar auf einem alten Foto aus dem Jahr 1920 von Puchhausen ist im Hintergrund die Obstbaumallee nach Straubing zu erkennen.


Straße von Puchhausen nach Straubing,1920

Puchhausen, im Hintergrund die Obstbaumallee nach Straubing, 1920

 

Leider illustriert bisher kein Bild die Allee, die Michael Sirl, der Verweser des Benefiziums zu Mengkofen, 1909 beschrieb. Von Straubing kommend erreichte er Ettenkofen und notierte begeistert: „Die prächtige Straßenallee, im Sommer ein geschlossenes Laubdach, führt uns in den Hauptort des oberen Aitrachtals nach Mengkofen.“
Heute steht nur noch ein kläglicher Rest der einstigen Pracht, und auch dieser wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wintermonaten verschwinden. In Dingolfing-Landau liebt man schnelle Autos. Straßenbäume stören da nur.


Straße von Mengkofen nach Ottending, 2017

Straße von Mengkofen nach Ottending, 2017

 

Aber dieses Bild ist nicht typisch. Es gibt in Deutschland noch immer rund 20.000 Alleenkilometer. Und auch, wenn die meisten davon hinter der bayerischen Staatsgrenze beginnen, es gibt Alleen auch hier und sogar in Niederbayern. Schau einfach mal bei den bayrischen Alleen vorbei.

Über die Ereignisse des vergangenen Jahres informiert Euch auch unsere Chronik: Die Chronik als PDF